Wie arbeiten Sie in der Pandemie, Herr Oberstleutnant Suhle?
Wie arbeiten Sie in der Pandemie, Herr Oberstleutnant Suhle?
- Datum:
- Ort:
- Rheinbach
- Lesedauer:
- 2 MIN
Ich bin Oberstleutnant Suhle, Leiter des Dezernates ITInformationstechnik-Unterstützung in der Abteilung Führung des Betriebszentrum ITInformationstechnik-System der Bundeswehr (BITSBetriebszentrum IT-System). In zweiter Funktion bin ich der Gebäudeverantwortliche und Sperrzonenverantwortliche für das Technikgebäude, welches eines der modernsten Rechenzentren der Bundeswehr ist, in der Tomburg-Kaserne in Rheinbach.
Wie arbeiten Sie in der Pandemie?
Da ich zu einer Risikogruppe zähle, arbeite ich einerseits im Homeoffice. So schütze ich bei der Bearbeitung von Routine- und Personalvorgängen mich und andere. Gleichzeitig habe ich die Herausforderung, dass ich „mein“ Rechenzentrum leider nicht in meinem Garten aufbauen und betreiben kann. Aufgrund der enorm weit ausgeprägten Technisierung am und im Gebäude sind häufige Eingriffe sowie regelmäßige Wartungsarbeiten notwendig. Hierzu bin ich im regelmäßigen Gespräch mit den Hauptnutzern. Beim Auftreten von Fehlern oder zur Abarbeitung von Routineaufgaben, zum Beispiel zur Einweisung neuer Nutzer, fahre ich nach Rheinbach und bearbeite vor Ort alles Erforderliche. Gleichzeitig nutze ich dann gerne die Gelegenheit, die wenigen Dezernatsangehörigen zu sehen, die noch vor Ort ihren Dienst tun, um mit ihnen unter Einhaltung der Abstandsregeln zu sprechen.
Inwiefern unterscheidet sich das von ihrer bisherigen Tätigkeit?
Die Tagesplanung und die Durchführung meiner Tätigkeiten empfinde ich als deutlich anstrengender als vor der Pandemie. Jedes einzelne Gespräch muss geplant, am Telefon durchgeführt, im Nachgang ausgewertet und gegebenenfalls Informationen daraus zielgerichtet an meine verschiedenen Mitarbeiter gestreut werden. Alles aus dem Homeoffice heraus und ohne die Möglichkeit von spontanen Gesprächen im Büro. Von jeglichem Personal, das im Technikgebäude Dinge bearbeitet, muss Abstand gehalten werden. Das macht es mitunter nicht einfach, wenn Fehler in kleinen Technikräumen auftreten.
Auch die Verfügbarkeit von Ansprechpartnern – seien es Firmenmitarbeiter, Angehörige des Bundeswehr Dienstleistungszentrums (BwDLZBundeswehr-Dienstleistungszentrum) oder Soldatinnen und Soldaten – ist extrem gesunken. Insofern spüre ich einen deutlich gestiegenen Planungs- und Koordinationsaufwand. Die Angehörigen meines Dezernates erleben es häufig, dass Nutzer zwar einerseits nur sehr selten verfügbar sind, gleichzeitig jedoch die Erwartungshaltung haben, dass ihnen im Idealfall umgehend geholfen wird. Bei manchem Mitarbeiter erhöht dieser Spagat den Frustrationslevel. Hier ist wiederum durch mich ständige „Hege und Pflege“ meines Personals am Telefon notwendig, um einerseits die Stimmungslage im Blick zu behalten und andererseits die Seele zu streicheln.
Auch die Verfügbarkeit meines eigenen Personals ist eine Herausforderung: Hier gibt es beispielsweise den alleinerziehenden Vater eines Dreijährigen, der aufgrund geschlossener Kindertagesstätten ausschließlich von zu Hause arbeiten kann. Oder denjenigen, der unter Bluthochdruck und Adipositas leidet und somit zum besonders gefährdeten Personenkreis gehört. Beide möchte ich in der Pandemielage nicht gefährden. Doch trotz aller Schwierigkeiten ist der Motivationslevel der Truppe nach wie vor hoch – auch von zu Hause aus!
Welche Erfahrungen nehmen Sie aus der Pandemie mit?
Ein sehr deutliches „Eine solche Pandemielage ist zwar nervig – aber wir können mit der Herausforderung umgehen! Wir bekommen trotz der Pandemie unseren Auftrag erfüllt.“
Und: Wenn sich jeder rücksichtsvoll und kameradschaftlich verhält, kann die Pandemie begrenzt werden.