EUTMEuropean Union Training Mission Mali

Niger - JSOTFJoint Special Operations Task Force Gazelle

Die Joint Special Operations Task Force Gazelle in Niger wird seit 2021 unter dem Bundestagsmandat der Europäischen Trainingsmission Mali (EUTMEuropean Union Training Mission Mali) geführt. Dabei sind Spezialkräfte aller Teilstreitkräfte beteiligt.

Spezialkräfte der Marine in Tillia

Aktuelle Artikel aus Niger

Der Einsatz in Niger

Die Joint Special Operations Task Force Gazelle in Niger wird seit 2021 unter dem Bundestagsmandat der Europäischen Trainingsmission Mali (EUTMEuropean Union Training Mission Mali) geführt und setzt im Rahmen ihres Auftrages zur Befähigung nigrischer Spezialkräfte (Military Assistance, MA) auch Projekte der Ertüchtigungsinitiative der Bundesregierung um.

Eine Karte von Mali, die das Einsatzgebiet von EUTM Mali zeigt

Das Einsatzgebiet der Bundeswehr im Süden Malis (Infografik)

Bundeswehr

Der Einsatz der JSOTFJoint Special Operations Task Force Gazelle verfolgt zwei Handlungslinien: Zum einen wurde der Partnerverband 41. Bataillon Special d’Intervention seit 2018, zunächst im Rahmen der Mission Gazelle, ausgebildet. Auch wurde er unter anderem mit Schutzausstattung, Geländewagen, Funk- und Nachtsichtgeräten materiell ausgestattet sowie die erforderliche Infrastruktur am nigrischen Heimatstandort in Tillia mitfinanziert. Nach einer Ausbildungsphase begleiten die Kampfschwimmer wechselweise je eine der drei Kampfkompanien des 41. Bataillon Special d’Intervention und evaluieren den Ausbildungsstand dieser Einheit während ihrer Operationen. 
Zum anderen wurde zusammen mit den nigrischen Partnern mitten in der Dornstrauchsavanne eine Ausbildungseinrichtung für Spezialkräfte aufgebaut - das Centre d’Entrainement des Forces Speciales. Hier werden, derzeit noch mit Hilfe von Mentoren westlicher Partnernationen, alle nigrischen Spezialkräfte ausgebildet, evaluiert und durch mobile Ausbilderteams an den landesweiten Standorten unterstützt. 
Bei Temperaturen von über 40 Grad im Schatten, trockener Luft mit viel Wüstenstaub leisten etwa 200 deutsche Soldatinnen und Soldaten ihren fordernden Dienst in Tillia. Mit rund 3.600 Einwohnern ist Tillia eine größere Stadt in der Region Tahoua beziehungsweise der Sicherheitszone 4 in Niger. Niger besteht insgesamt aus acht Regionen/Sicherheitszonen. 
Am Einsatz der JSOTFJoint Special Operations Task Force Gazelle waren bisher die Spezialkräfte der Marine, der Luftwaffe und des Heeres sowie über 50 verschiedene Dienststellen und Truppenteile aus nahezu allen Organisationsbereichen der Bundeswehr beteiligt.

Spezialkräfte der Marine in der Federführung

Von Anfang war das Kommando Spezialkräfte der Marine der Leitverband für die Mission und später den Einsatz Gazelle und stellt mit seinen Kampfschwimmern den Kern der Ausbilder.  Zahlreiche Kampfschwimmer aus Eckernförde waren wiederholt in Niger.
Gemeinsam mit Spezialkräften westlicher Partnernationen wie den USA, Belgien und Italien beraten deutsche Ausbilder die nigrischen Spezialkräfte. Den Schwerpunkt des Einsatzes der JSOTFJoint Special Operations Task Force Gazelle bildet auch in der letzten Phase des Einsatzes die Ausbildung und Evaluierung nigrischer Spezialkräfte, einschließlich nigrischer Ausbilder.

Beitrag des Heeres

Deutsche Soldaten des Alarmzuges bei einer Gefechtsübung mit Waffen im Anschlag

Gemeinsam mit allen Soldatinnen und Soldaten der JSOTFJoint Special Operations Task Force Gazelle gestalten die Spezialkräfte der Bundeswehr eine professionelle Ausbildung für die nigrischen Partner

Bundeswehr/Benjamin Bendig

Einzelpersonal aus dem Kommando Spezialkräfte ist ebenfalls Teil der JSOTFJoint Special Operations Task Force Gazelle. So arbeiten Kommandosoldaten mit ihren Marinekameraden als Ausbilder und Berater an der Spezialkräfteschule oder in mobilen Evaluierungs- und Trainingsteams zusammen.
Zur direkten Unterstützung der Kampfschwimmer sind als schnelle Eingreifkräfte Quick Reaction Force Fallschirmjäger mit erweiterter Grundbefähigung in Tillia. Sie werden durch eine hochwertige und intensive Ausbildung gesondert befähigt, eng mit Spezialkräften zu operieren. Als Angehörige der JSOTFJoint Special Operations Task Force Gazelle übernehmen auch die Fallschirmjäger mit erweiterter Grundbefähigung eigene Ausbildungsaufgaben für nigrische Partner oder unterstützen als Ausbilder in Kursen der nigrischen Spezialkräfteschule.

Beitrag der Luftwaffe

Ein Soldat sitzt in einem Hubschrauber an der geöffneten Seitentür.

Geländesicherung mit dem MG5 bei geöffneter Seitentür während eines Hubschrauberfluges. Alternativ kann auch das MG6 (Mini-Gun) zum Einsatz kommen.

Bundeswehr/Benjamin Bendig

Die Spezialkräfte der Luftwaffe sind mit dem Waffensystem Leichter Unterstützungshubschrauber Spezialkräfte H145M und rund 25 Frauen und Männern vor Ort. Im Kleinen bilden sie alle Fähigkeiten ab, die sonst auf mehrere Einheiten verteilt sind: Technikpersonal, Piloten, Luftumschlag, Munitions-, Rettungsmittel- oder Betriebsstoffspezialisten. Oft übernehmen die Kameraden mehrere Aufgaben, um jederzeit einsatzbereit zu sein. Im Ernstfall werden die bewaffneten LUH SOFLight Utility Helicopter – Special Operation Forces zur Feuerunterstützung der deutschen Soldatinnen und Soldaten aus der Luft eingesetzt. Behelfsmäßiger Verwundetentransport sowie Nachversorgung sind ebenfalls Teil ihres Auftrages.

Beitrag der Streitkräftebasis

Ein Soldat steht an einem blauen Rohr und liest die Fördermenge eines Brunnens im Camp Tillia ab.

Um die täglich benötigten 13 m³ Trinkwasser zu generieren, werden 50m³ Rohwasser gefördert und aufbereitet. Dies und vieles andere erledigen die Spezialpioniere in Tillia.

Bundeswehr/Benjamin Bendig

25 Kameraden des Spezialpionierregiments 164 aus Husum sind zuständig für Wasseraufbereitung, Wäschereinigung, Strom- und Klimaanlagen, Pioniermaschinen sowie Verpflegung – kurzum alles, was zum Betrieb eines Feldlagers gehört. Mit einem komplexen Verfahren wird beispielsweise Grundwasser täglich aus über hundert Metern Tiefe gefördert, aufbereitet und in deutscher Trinkwasserqualität bereitgestellt. Deutsche Sanitärcontainer werden direkt an die Wasseraufbereitungsanlage angeschlossen. Insbesondere ist die Verpflegung wichtig für die Moral der Truppe. Der kleine Feldküchentrupp zaubert daher tagein, tagaus mit den verfügbaren Mitteln und viel Engagement aus der Gruppenverpflegung drei Mahlzeiten, die fast an eine deutsche Truppenküche heranreichen.
Nicht zu vergessen sind weitere Unterstützungsleistungen von Dienststellen aus vielen anderen Bereichen der Bundeswehr wie Feldpoststelle oder die Betreuungseinrichtung „Dreizack“, in der selbstverständlich ganztägig der Truppenbetreuungssender Radio Andernach zu hören ist.

Beitrag des Zentralen Sanitätsdienstes

Eine Sanitätssoldatin greif nach OP-Werkzeug, während ein Sanitätsstabsoffizier/Arzt einen Übungsverletzen operiert.

Die DCSU, eine notfallchirurgische Einheit und Einrichtung, bildet die höchste Stufe der im Camp Tillia verfügbaren medizinischen Fähigkeiten der Bundeswehr

Bundeswehr/Benjamin Bendig

Sicherstellung der qualifizierten Verwundetenversorgung ist Hauptaufgabe des Sanitätsdienstes. Zentrale Einrichtung ist die Damage Control Surgery Unit mit notfallchirurgischen Fähigkeiten. Im Feldlager gewährleistet zusätzlich ein Truppenarzt die Routineversorgung. Außerdem ist ein JMed im Stab als Medical Planner und Leitender Sanitätsoffizier im Einsatz, zur Planung und Koordinierung der Rettungskette eingesetzt. Ein pharmazeutisch-technischer Assistent betreibt unter anderem eine kleine Apotheke, während der Gesundheitsaufseher sich um die Hygiene und Tierseuchenprävention im Camp Tillia kümmert. Darüber hinaus gibt es auch sanitätsdienstliche Elemente aus den Teilstreitkräften: Zur Begleitung der mobilen Evaluierungs- und Trainingsteams ist ein Special Operations Medical Support Team des Kommando Spezialkräfte der Marine stets vor Ort. Ein luftbeweglicher Arzttrupp ist im Alarmzug der Quick Reaction Force integriert.

Kontingentführer der JSOTFJoint Special Operations Task Force Gazelle

  • Ein Soldat im Portrait

    Fregattenkapitän Sebastian Schuldt

    Fregattenkapitän Sebastian Schuldt führt das 6. Einsatzkontingent Joint Special Operations Task Force Gazelle im Feldlager Tillia.

Q&A‘s Spezialkräfteeinsatz JSOTFJoint Special Operations Task Force Gazelle

Ziel des Einsatzes ist die Wirksamkeitssteigerung nigrischer Spezialkräfte. Darunter wird die infanteristische und taktische Ausbildung des nigrischen Partnerverbands (41. Bataillon Spécial d`Intervention/BSIBundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik) verstanden.
Weiterhin leistet Deutschland einen Beitrag zum Aufbau einer nigrischen Spezialkräfteschule (Centred’Entraînement des Forces Spéciales/CEFS) am Standort Tillia (West-Niger).

Die nationale Rechtsgrundlage hierfür ist das Bundestagsmandat (Drucksache 19/19002) für die Europäische Trainingsmission in Mali (EUTMEuropean Union Training Mission), in die das Engagement deutscher Spezialkräfte mit letztmaliger Befassung am 19.05.2021 (BT-Drucksache 19/28804) integriert ist.

Seit Beginn der Mission im Jahr 2018 wurden rund 40 Millionen Euro im Rahmen der Ertüchtigung des Nigrischen Partners aus der Ertüchtigungsinitiative der Bundesregierung investiert.

Grundsätzlich ist im deutschen Bundestagsmandates die Mandatsobergrenze für den deutschen Anteil an der EUTMEuropean Union Training Mission Mission auf 300 Soldatinnen und Soldaten festgesetzt. Im Rahmen der Spezialkräfteeinsatzes sind rund 200 Soldatinnen und Soldaten im Einsatz.

Der reguläre Einsatzzeitraum eines Kräftedispositivs dauert rund 4 Monate und ist eng mit den nigrischen Spezialkräften abgestimmt.

Ausschlaggebend für die Stationierung der deutschen Spezialkräfte ist der regionale Bedarf der nigrischen Spezialkräfte an Unterstützung. Die Soldatinnen und Soldaten sind an den Standorten Niamey und TIilia, beide im West-Niger, stationiert.

Waren die deutschen Soldatinnen und Soldaten zu Beginn noch in Zelten untergebracht, wurde durch den nigrischen Partner eine Festbauinfrastruktur geschaffen, in der die Soldatinnen und Soldaten nunmehr untergebracht sind. Die finanziellen Mittel wurden hierzu von der Bundesrepublik Deutschland bereitgestellt. Nach Beendigung des Einsatzes wird die Infrastruktur von den nigrischen Spezialkräften weiter genutzt, um so die nachhaltige nationale Ausbildung der nigrischen Spezialkräfte der dafür erforderlichen Infrastruktur sicherstellen zu können.

Die Ausrüstung der Spezialkräfte im Niger orientiert sich am spezialkräftespezifischen Bedarf. Aus Gründen der operativen Sicherheit können keine weiteren Details zur Ausrüstung genannt werden.

Der Einsatz von Spezialkräften orientiert sich am jeweils formulierten Bedarf, der mit dem Partner abgestimmt ist. Aufgrund des umfangreichen Befähigungsspektrums der Spezialkräfte der Marine die neben den geforderten landspezifischen Fähigkeiten zusätzlich über maritime Fähigkeiten verfügen, können diese zur Ausbildung nigrischer Spezialkräfte sehr erfolgreich auch in Wüstenszenarien eingesetzt werden.

Der Einsatz „JSOTFJoint Special Operations Task Force Gazelle“ war von Beginn an auf definierte Ziele ausgerichtet und begrenzt und wird bis Ende 2022 abgeschlossen werden. Im Anschluss erfolgt die Rückverlegung nach Deutschland.

Kontakt für die Presse

  • Oberstleutnant Christian Schneider, Sprecher für MINUSMA und EUMPM

    Oberstleutnant Christian Schneider

    Sprecher für die Einsätze der Bundeswehr im Internationalen Krisenmanagament insbesondere UNIFILUnited Nations Interim Force in Lebanon, EUNAVFOREuropean Union Naval Force MEDMediterranean Irini, VJTFVery High Readiness Joint Task Force (M), EUNAVFOREuropean Union Naval Force Aspides, NATO-Unterstützung in der Ägäis, in Niger sowie bei Beobachter-, Berater- und Unterstützungsmissionen

  • Ein Soldat im Portrait

    Korvettenkapitän Philip Nitsche

    Sprecher für die Einsätze der Bundeswehr im Internationalen Krisenmanagement insbesondere UNIFILUnited Nations Interim Force in Lebanon, EUNAVFOREuropean Union Naval Force MEDMediterranean Irini, VJTFVery High Readiness Joint Task Force (M), EUNAVFOREuropean Union Naval Force Aspides, NATO-Unterstützung in der Ägäis, in Niger sowie bei Beobachter-, Berater- und Unterstützungsmissionen